09.03.2022 Autor Arndt Polifke

Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine auf die deutsche Wirtschaft

Die am 24.Februar begonnene Invasion Russlands in der Ukraine zeigt folgenreiche Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft in mehrerlei Hinsicht. Zwar entfallen vom gesamten Außenhandelsvolumen Deutschlands von ca. 2,2 Billionen EUR (2020, Quelle: Statistisches Bundesamt) nur etwa 3 Prozent auf die Ukraine und Russland, dennoch sind die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen für eine Mehrzahl deutscher Unternehmen direkt oder indirekt spürbar. Hier ein Überblick über die Dimensionen:

• Direkt betroffen sind mehrere Tausend deutsche Unternehmen, die Niederlassungen in der Ukraine und in Russland unterhalten. Quer durch sämtliche Industriesektoren, von der Fahrzeugindustrie bis zur IT-Entwicklung, allein 2000 in der Ukraine (Quelle DIHK), wurden diese jetzt in den meisten Fällen geschlossen, und die Wiederaufnahme des Betriebs ist aktuell nicht absehbar.

• Andere Unternehmen beziehen Waren wie Rohstoffe und Zwischenprodukte aus der Region und verzeichnen oder erwarten erhebliche Störungen der Lieferketten, bspw. im Maschinenbau, oder in der Holzverarbeitenden Industrie, wie aus Umfragen der IHK hervorgeht. Die Suche nach alternativen Quellen wie etwa Skandinavien für Holz, sorgt für Verzögerungen bei der Auslieferung von Produkten, Stornierung von Aufträgen oder hat erhebliche Auswirkungen auf der Kostenseite, die je nach Markt nur teilweise in Form von Preiserhöhungen aufgefangen werden können.

• Durch oben genannte Gründe aber auch den Verlust Russlands und der Ukraine als Exportmärkte äußern sich je nach Region 60 bis 80 Prozent der von der IHK befragten Unternehmen von der Russland-Ukraine-Krise spürbare bis existenzbedrohende Auswirkungen zu erwarten (nw-ihk.de; baden-tv.com)

• Zudem sind über direkt aufgrund ihrer eigenen Aktivitäten in der Region betroffene Unternehmen hinaus sämtliche Firmen mit energieintensiven Produktionsschritten massiv vom Anstieg der Preise von Öl, Gas und Strom betroffen, und befinden sich zumindest kostenseitig in einer ähnlich schwierigen Situation, wie Unternehmen, die direkt betroffen sind.

• Hinzu kommt, dass erwartet wird, dass sich alle Faktoren, insbesondere die Preisanstiege, in einer Verunsicherung und somit zurückgehenden Konsumlaune der deutschen Konsumenten, also auch einer Verringerung der Binnennachfrage in allen Bereichen der Konsumgütermärkte niederschlagen werden.

• Für viele Jahre war Deutschland bereits ein größerer und bedeutenderer Handelspartner für finnische Unternehmen als Russland. Jetzt, da Russland als internationaler Geschäftspartner aber vollständig ausfällt, sollten wir als finnische Unternehmen uns noch stärker der DACH Region zuwenden, wo weiteres, bisher noch unerkanntes Potenzial für uns vorhanden ist.

Dennoch verzeichnet man in der Krise auch viele Lichtblicke: Sehr viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen unterstützen, wie auch Privatpersonen und Organisationen, die Bewohner der Ukraine, sei es durch Geldspenden und Hilfslieferungen nach Polen und in die Ukraine, die Unterstützung von Geflüchteten durch Bereitstellung oder Vermittlung von Wohnraum und Lebensnotwendigem hier vor Ort, wie auch Erleichterungen der  Abläufe bspw. bei der Anmeldung hier oder beim Verzollen der Hilfsgüter, so dass diese möglichst schnell die Bestimmungsorte erreichen können. Die Regierung und Verbände unterstützen zudem Unternehmen, die aufgrund der Krise in eine wirtschaftlich existenzbedrohende Lage gekommen sind.

 

 

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Arndt Polifke
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